Von Vize-Präsident Univ.-Prof. Dr. Johann Bauer
Spektakuläre Umbrüche wie die Umfunktionierung von dermatologischen Kliniken zu COVID-Stationen, Virtualisierung von Jahreskongressen bis hin zu Patientenkontakten sowie die zunehmende Schwierigkeit der Besetzung von Kassenstellen im ländlichen Raum haben die Organe der ÖGDV in den letzten 2 Jahren auf Trab gehalten.
Trotz allem ist es gelungen, die wissenschaftlichen Entwicklungen der Dermatologie und Venerologie auf den Jahrestagungen der ÖGDV und der OEADF sowie den Science Days hervorragend darzustellen. Daher soll hier noch auf einige Projekte hingewiesen werden, welche die Zukunft der ÖDGV und ihrer Mitglieder noch nachhaltig beeinflussen können.
Das Grundgerüst für weitere Entwicklungen soll der Masterplan 2030 dienen. Dieser wurde in exzellenter Manier von Prof. Dr. Martin Laimer koordiniert und wird 2023 in eine Umsetzungsphase gehen. Derzeit zentrale Themen-Komplex sollen a) valide Leistungserfassung und -darstellung: ICD Kodierung ambulant/Niederlassung; interne (ggf. stichprobenartige) Erhebungen/Register; Kooperation mit Dachverband/Google > Ressourcenbedarf; b) Institutionalisierung Versorgungsforschung (Gesundheitsökonomie, Gesundheitsplanung), zentrale Erfassung von nationalen Versorgungsforschungsinitiativen, Berücksichtigung übertragbarer Daten aus Deutschland; Stiftungsprofessur; Kooperation mit Pflegewissenschaften wie in Deutschland und c) sinnvolle Integration von Innovation/Technologie (z.B. Entwicklung von Standards für künstliche Intelligenz/Telemedizin); Bewertung klinischer, methodisch-technischer, rechtlicher, dokumentations- und datenschutzbezogener sowie verrechnungstechnischer Fragen sein.
Das Generalthema der Jahrestagung 2022 war der „Off-Label-Use“ in der Dermatologie. Dieser Einsatz von Medikamenten auch außerhalb der Zulassung wurde im Zuge der Corona-Pandemie auch beim Laienpublikum populär als uns gut bekannte Medikamente wie Chloroquin und Ivermectin ins Zentrum des Interesses rückten. Für Chloroquin ist diesbezüglich das letzte Wort noch nicht gesprochen, die teilweise auch hochrangig publizierten Studien sind widersprüchlich. Dagegen zeigte eine kürzlich publizierte Metanalyse, dass die Kombination Ivermectin/Doxycyclin im Vergleich zu Placebo wirksam sein kann. Ausgehend vom beachtlichen dermatologisch-therapeutischen Arsenal für Krankheiten wie Psoriasis, atopische Dermatitis und schwarzen Hautkrebs sind aktuelle Fortschritte in der Therapie von Vitiligo, Alopezia areata, Pruritus und bullösem Pemphigoid zu erwarten. Damit ist wohl mit einer Steigerung der off-label-use Rate als auch einer Verschiebung von off-label zu in-label (siehe Rituximab bei Pemphigus) zu erwarten. Hier wird es wichtig sein, die Rolle der ÖGDV als unabhängiger Ratgeber für die Zulassungs- und Finanzierungsorgane der Gesundheitsversorgung in Österreich zu dienen.
Als das „Bohren von dicken Bretten“ erweist sich die Idee ein eigenes Journal der ÖGDV zu etablieren. Ausgehend vom enormen Potential der klinischen wie auch basiswissenschaftlichen Leistungen der österreichischen Dermatologen soll ein adäquates Sprachrohr, das aktuellen Entwicklungen wie „open access“ entspricht, entwickelt werden. Gemeinsam mit der deutschen dermatologischen Gesellschaft wird dafür ein „win-win“ Modell gesucht.
Damit erwarten uns spannende Zeiten im Einsatz für unsere Patienten in Niederlassung und Klinik. Dazu wünsche ich dem kommenden Präsidenten, Prof. Dr. Peter Wolf, Graz die nötige Durchsetzungskraft.
Mit freundlichen, kollegialen Grüßen
Ihr Univ.-Prof. Dr. Johann Bauer, MBA