heinz juuenger 3Inmitten seiner zum vorweihnachtlichen Seminar versammelten Schüler, Mitarbeiter und Amtsnachfolger endete am 16. Dezember 2016 plötzlich und unerwartet das Erdenleben des Heinrich Jünger.

Er hatte diese traditionelle Veranstaltung „seiner“ Hautabteilung am St. Pöltner Klinikum auch nach seiner Pensionierung regelmäßig besucht und somit bis zum letzten Atemzug mit seinem beruflichen Lebenswerk Verbindung gehalten. Dass diese trotz sofortiger notärztlicher Bemühungen an jenem Abend so abrupt endete, soll Anlass sein, des Verstorbenen an dieser Stelle in demütiger Anerkennung der Grenzen unserer Medizin zu gedenken.

Heinrich Jünger, geboren am 22. November 1925 in Weyer an der Enns, besuchte nach der Grundschule ab 1937 das Stiftsgymnasium Seitenstetten und nach dessen Schließung ab 1938 das Realgymnasium in Steyr, Oberösterreich. Von dort wurde er aus der siebenten Klasse zum Arbeitsdienst eingezogen, danach zum Militär und 1944 an die Front versetzt. Verwundet gelangte er in amerikanische Gefangenschaft, aus der er im Herbst 1945 entlassen wurde. Dank seiner Zielstrebigkeit konnte er die Reifeprüfung nachholen, im Wintersemester 1946/47 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien inskribieren und das Studium 1954 abschließen. 1955 folgte im Anschluss an eine unbezahlte Gastarztposition seine Anstellung als Sekundararzt im Krankenhaus St.Pölten. Das nächste Jahr war überstrahlt von seiner Heirat mit der ebendort beschäftigten Ärztin Gertrude.

Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten im Jahr 1965 galt sein Interesse besonders der Verbrennungsmedizin, der Mykologie und der Allergologie, deren aktuelle Methoden er an der damals von Konrad Hekele geleiteten Abteilung etablierte. So war es nur konsequent, dass Heinrich Jünger 1972 in Nachfolge von Hekele zum Primararzt und Leiter der Abteilung bestellt wurde, eine Funktion, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1991 innehatte. Bestmögliche Patientenversorgung, Ausbildung des Nachwuchses und kontinuierliche Fortbildung waren in dieser Zeit die vorrangigen Ziele seiner Tätigkeit, bis heute bezeugt durch die hohe Qualifikation der von ihm ausgebildeten Fachärzte. Die Trauer um den Tod Heinrich Jüngers wird aber nicht nur durch den großen Kreis seiner Patienten und Schüler erweitert, sondern auch infolge der Vielfalt seiner fachlichen und gesellschaftlich bedeutsamen Aktivitäten.

Dank eines inneren Antriebes war er stets bemüht, neue Entwicklungen seines Fachgebietes ebenso verstehen zu lernen wie die Zusammenhänge der Geschehnisse in den kleineren und großen Welten seiner Umgebung. Die Ergebnisse konnte er nicht nur hervorragend mitteilen, sondern auch in wichtige und bleibende Fakten umsetzen. Als Beispiele dafür seien die Realisierung des Neubaues der Hautabteilung, die Unterrichts- und Prüfungstätigkeiten in mehreren Krankenpflegeschulen des Landes Niederösterreich, sein Engagement in der Ausbildung von Hilfs- und Rettungsorganisationen, in der österreichischen und der deutschen dermatologischen Fachgesellschaft und seine prominente Rolle bei der Gründung der Medizinischen Gesellschaft Niederösterreich. Logische Konsequenzen seiner Tätigkeit waren u.a. die Ernennung zum ständigen Stellvertreter des Ärztlichen Direktors des KH St.Pölten (1987), die Verleihung des Titels eines Obermedizinalrates (1992) sowie zahlreiche Ehrenmedaillen und andere Auszeichnungen.

Heinrich Jünger war aber weit mehr als ein von Patienten und Mitarbeitern hochgeschätzter Arzt. Neben zahlreichen Hobbies und sportlichen Ambitionen (bis zuletzt legte er beträchtliche Strecken auf dem Fahrrad zurück) war stets seine Familie der Mittelpunkt seines Bestrebens, das er mit seiner Frau Gerti teilte. Ihr und den zahlreichen Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln Heinrich Jüngers gebührt nun an erster Stelle die Bezeugung unseres tief empfundenen Beileides!

Franz Trautinger, Walter Gebhart